sesshaftigkeiten. wien.
Unter dem Titel „Sesshaft-Werden – Dialoge im öffentlichen Raum“ werden öffentliche Gespräche, die sich mit Rassismus, Sexismus, Klassismus, Ableismus … in einem innovativen Kontext organisiert: Sitzmöbel, die unterschiedliche soziale Niveaus, Herkünfte, Kulturen und Klassen verkörpern, werden als interaktive Plattformen für Dialoge genutzt.
Die speziell gestalteten Sitzmöbel sind nicht nur funktionale Objekte, sondern bilden auch den metaphorischen Rahmen für die Performances. Sie sollen durch ihre Unterschiede – in Bezug auf Sitzniveau, Design und Materialität – die gesellschaftlichen Differenzen visualisieren, die das „Sesshaft-Werden“ prägen: ob im Sinne von sozialer Positionierung, kultureller Herkunft oder politischer Zugehörigkeit. Dabei werden die Stühle als Symbole für unterschiedliche Klassen und soziale Strukturen verstanden.
In öffentlichen Gesprächen, die als Dialoge im Sinne einer Agora konzipiert sind, wird der öffentliche Raum aktiv genutzt, um gesellschaftliche Themen zu diskutieren. Die Gespräche werden durch fünf Frauen* eröffnet, die die Themen soziale Ungleichheit und Migration aus verschiedenen wissenschaftlichen und persönlichen Perspektiven beleuchten. Dabei werden nicht nur Unterschiede betont, sondern vor allem die Möglichkeit der gemeinsamen Kommunikation und des respektvollen Austauschs. Die Sitzmöbel selbst spielen hierbei eine zentrale Rolle – sie sind nicht nur funktional, sondern auch Symbolträger einer tiefgehenden Auseinandersetzung mit dem Thema „Zugehörigkeit“.
Mindestens fünf unterschiedlichen Perspektiven – sowohl durch die theoretischen Inputs als auch durch die physische Erfahrung des Sitzens – werden in das Gespräch eingebracht. So entsteht ein lebendiger Austausch, der nicht nur intellektuelle, sondern auch körperliche Dimensionen berücksichtigt: Wie fühlen wir uns, wenn wir uns in unterschiedlichen sozialen Positionen auf diesen speziellen Möbeln niederlassen? Was bedeutet es, einen „Platz zu nehmen“?
„Sesshaft-Werden“ wird zu einem künstlerischen und gesellschaftlichen Experiment, bei dem der öffentliche Raum als Arena für neue Formen der Begegnung und des Dialogs dient. Das Projekt lädt dazu ein, sich der Frage zu stellen: Was bedeutet es, sesshaft zu werden – in einer Gesellschaft, die immer mehr von Vielfalt und Differenz geprägt ist? Und wie können wir diese Differenzen nicht nur erkennen, sondern auch aktiv miteinander in einen Dialog treten?
Die Antwort zeigt sich in der Performance: Judith Klemenc verkörpert alle fünf Frauen* und nimmt jeweils deren Plätze ein, um aus unterschiedlichen Perspektiven zu denken, zu fühlen, zu handeln: Am Ende werden die zugewiesenen Plätze erschüttert, gestoßen … die Sitzordnung wird zerstörrt, aufgelöst und verlassen. Dies könnte ein Anfang sein.
Credits:
Konzept, Choreografie, Performance: Judith Klemenc
Text: Judith Klemenc
Ausstattung: Fritz Rücker
Soundcollage: Tanja Pidot